zur Erinnerung

Abschied ist ein leises Wort

Wolfram, Hans-Joachim

Ponesky, Hans-Georg

O. F. Weidling

Schwabe, Willi

Quermann, Heinz


Heinz Quermann * 10. Februar 1921 in Hannover;
† 14. Oktober 2003 in Berlin
( 82 Jahre )
war ein Fernsehunterhalter in der DDR.

Heinz Quermann begann im Jahr 1936 eine Lehre als BĂ€cker. Nebenbei hatte er Violin-und-Schauspielunterricht und legte 1939 die SchauspielprĂŒfung ab. Anfang Juli 1945 wurde er auf Befehl des sowjetischen Stadtkommandanten Valentin Iwanowitsch Bogdanow Intendant des Theaters in Köthen. Ab 1947 war er Leiter der Abteilung Unterhaltung beim Mitteldeutschen Rundfunk Leipzig, außerdem Redakteur und Sprecher.

In der Folgezeit entwickelt er sich in mehreren Sendeformaten zu einem beliebten Conférencier. So war er ab 1953 Moderator der Schlagerlotterie, ab 1955 von Da lacht der BÀr und ab 1958 der Schlagerrevue, die mit 36 Jahren die langlebigste Rundfunk-Hitparade der Welt wurde. Als Conférencier hatte er zudem 1957 einen Cameo-Auftritt im DEFA-Film Alter Kahn und junge Liebe und 1960 im DEFA-Film Silvesterpunsch.

Im Laufe der Zeit wurden mehrere seiner Radioformate vom Fernsehen ĂŒbernommen. So entstanden Sendungen wie Da lacht der BĂ€r und die legendĂ€re Sendung Zwischen FrĂŒhstĂŒck und GĂ€nsebraten, eine Weihnachtssendung, die er 1957 bis 1991 jedes Jahr, mit einer Ausnahme 1984, mit Margot Ebert moderierte. In der DDR verfolgten viele diese Sendung am spĂ€ten Vormittag des ersten Weihnachtsfeiertags. Nicht wenige Frauen kochten nach den Anweisungen des QuermĂ€nnchens und setzten etwa das Wasser fĂŒr die KlĂ¶ĂŸe auf, wenn er es im Fernsehen empfahl. Als Schauspieler trat er selten, wenn dann in Musik- oder Revuefilmen, in Erscheinung. 1960 spielte er in einem Stacheltier-Film die Hauptrolle.

Quermann war als Redakteur, Regisseur, Conférencier und Talentsucher tÀtig. Mit seiner Sendung Herzklopfen kostenlos, einem Talentwettbewerb im Fernsehen, war er seiner Zeit bereits weit voraus. Er förderte zahlreiche Talente in der DDR. Dazu gehörten unter anderem auch Frank Schöbel, Chris Doerk, Winfried Krause oder Dagmar Frederic.

Als seine Arbeit hinter der Kamera zu umfangreich wurde, trat er weniger vor der Kamera auf, blieb aber bis zur deutschen Wiedervereinigung eine der einflussreichsten Personen in der DDR-Fernsehunterhaltung. Quermann war Mitglied der LDPD. Insgesamt gestaltete er rund 2500 Sendungen im Rundfunk und im DDR-Fernsehen sowie rund 7500 Veranstaltungen. Als einer der ersten und wenigen DDR-Prominenten wurde er kurz nach der Wende als Wachsfigur im Berliner Panoptikum verewigt.

Mit der Abwicklung des DDR-Fernsehens Ende 1991 wurde auch diese Quermann-Show eingestellt - und der fleißige Unterhalter, der in mindestens 20 Sendereihen in TV und Rundfunk Millionen begeisterte, wurde in die Fernseh-Rente geschickt. Auf DrĂ€ngen zahlreicher Fans zog er aber spĂ€ter zur Weihnachtszeit auf «GĂ€nsebraten»-Tournee durch 19 ostdeutsche StĂ€dte.

In seinem Memoiren, die er nach dem Mauerfall verfasste, schreibt «Heinz, der Quermann» ĂŒber sich: «Ich habe mich des Öfteren quergelegt, lag gelegentlich schief, aber ich wusste immer, wo es langgeht.» Frank Schöbel beschreibt «unseren Dicken» so: «Ehrgeizig, Arbeitstier, wenn man Hilfe brauchte, war er sofort da - als vĂ€terlicher Freund, ein freundlicher aber bestimmter Chef im "TV Ring.»

Er war mit der 1994 verstorbenen Rundfunksprecherin Ruth Peter-Quermann verheiratet. Ihre gemeinsame Tochter Petra Werner-Quermann (* 1958) tritt gelegentlich im Fernsehen auf.

In seinen letzten Lebensjahren war Quermann an Demenz erkrankt. Er starb am 14. Oktober 2003 im Alter von 82 Jahren. Seine letzte Ruhe fand er auf dem Waldfriedhof GrĂŒnau im Feld 1.


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 17.07.2023 - 09:04